Frankreich, Wiege der modernen Weinkultur

Seit Jahrhunderten wird Wein in Frankreich kultiviert, geerntet und getrunken. In der Neuzeit entwickelte sich eine besondere Dynamik, sodass Frankreich im ausgehenden 19. Jahrhundert die weltweit führende Weinnation war. Trotz grosser Konkurrenz aus Spanien und Italien ist Frankreich bis heute als Weinproduzenten und Wegweiser in Qualität und Raffinesse ganz vorne dabei.

Frankreichs einzigartige Bedeutung für die Weinkultur

Die Namen Bordeaux, Burgund und Champagne sind auf der ganzen Welt so geläufig wie Fussball, Cola oder die Beatles. Frankreichs Bedeutung für die globale Weinkultur ist einzigartig. Das Land setzt nicht nur Massstäbe in der Weinproduktion, sondern pflegt seit Jahrhunderten eine traditionsreiche Weinkultur und gilt bis heute als das vielseitigste Weinanbauland der Welt.

Die zwölf wichtigsten Weinregionen Frankreichs

Mit seinem gemässigten, abwechslungsreichen Klima und seinen reichen Landschaften bringt Frankreichs Terroir Trauben aller Arten hervor. Das Land ist nicht nur die Wiege der weltweit am meisten angebauten Weissweintrauben Chardonnay, sondern auch Herkunftsland der beliebten Rotweintrauben Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah. Die Pinot-Noir-Reben verdanken ihre weltweite Popularität dem berühmten Burgunder Rotwein, während die Erzeugnisse aus der Champagne von Kalifornien, über Südafrika bis nach Australien das Vorbild aller trockenen Schaumweine bilden.

Jahrhundertealte französische Weinbau-Tradition

Der Ruf Frankreichs als Weinnation baut auf eine jahrhundertalte Tradition. Bereits einige Jahrhunderte vor Christi Geburt wurden Rebstöcke im südlichen Gallien kultiviert, deren Anbau später unter römischer Herrschaft blühte. Im Mittelalter wurde in Klöstern nicht nur Wein kultiviert, sondern neue Techniken entwickelt. Damals erlangten die französischen Weine wie der Bordelais und – gegen Ausgang des Mittelalters – der Burgunder grosse Berühmtheit und wurden auf der ganzen damaligen Welt vertrieben.

In der Neuzeit hiess der neue Exportschlager Frankreichs dann Champagner. Im 19. Jahrhundert festigte Frankreich seine Vormachtstellung als die führende Weinnation zu Beginn der modernen Ära, als langsam seine zwei grössten Mitbewerber – Italien und Spanien – Auftrieb erhielten. So trug die Klassifikation der Bordeauxweine anlässlich der Weltausstellung von 1855 in Paris wesentlich zum Ansehen des französischen Weinkultur bei. Es gab allerdings auch Rückschläge: In den 1860er- bis 1880er-Jahren wurde der französischen Weinbau nachhaltig durch die verheerende Reblaus-Plage beeinträchtigt. Auch im 20. Jahrhundert verlor Frankreich ihre Pionier-Stellung nicht und entwickelte die Schutzbezeichnung AOC.

Die Weinproduktion in der Normandie im 12. Jahrhundert. Im Frühjahr (links) werden die Rebstöcke gepflegt, im Herbst (rechts) werden die Trauben geerntet und gekeltert. Bilder aus einem Psalter von ca. 1180 n.Chr.

Spitzenposition von Frankreich in der Weinproduktion

Bis heute bleibt Frankreich im Weinkosmos besonders was Qualität und Raffinesse angeht ein Schwergewicht. In Zahlen sieht es gemäss der internationalen Organisation für Rebe und Wein (IOV) folgendermassen aus: Bei der weltweiten Weinproduktion streitet Frankreich seit Jahren mit Italien um die Spitzenposition. 2016 rangierte Frankreich mit einer Jahresproduktion von 43.5 Millionen Hektoliter Wein hinter Italien.

Frankreich besitzt rund 10% der weltweiten Rebfläche. 2014 wurde es von China überholt und hatte 2016 mit 785 000 Hektaren Rebfläche den dritten Platz inne, dominiert vom langjährigen Spitzenreiter Spanien. Dank der hochwertigen Qualität seiner Weine ist Frankreich dagegen seit Jahren Tabellenführer als grösster Weinexporteur der Welt gemessen am Umsatz, mit grossem Abstand zum Zweitplatzierten Italien.

Französische Weinflaschen sind in den Regalen von Kaufhäusern allgegenwärtig. Doch ihrer heutigen Bedeutung für die Weinkultur ging seit dem Mittelalter eine lange historische Entwicklung voraus, die Frankreich zur Wiege der modernen Weinkultur macht.

Bildquelle: Das Bild aus dem 12. Jahrhundert stammt aus der Königlichen Bibliothek in Den Haag (76 F 13, fol. 3v & 9v).

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