Welcher Schriftsteller fasst das bäuerliche Leben in der Schweiz des 19. Jahrhunderts besser als Jeremias…
Conrad Ferdinand Meyer und der Champagnerwein
Religionskriege im Frankreich des 16. Jahrhunderts
Weniger bekannt, aber in nichts seinen zwei berühmteren Zeitgenossen Gottfried Keller und Jeremias Gotthelf nachstehend, ist der deutschschweizerische Schriftsteller und Dichter Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898). Sein Werk widmet sich dem literarischen Realismus, der im 19. Jahrhundert in ganz Europa verbreitet war und grossartige Meisterwerke wie Effi Briest (Theodor Fontane), Madame Bovary (Gustave Flaubert) und Krieg und Frieden (Lew Tolstoi) hervorbrachte.
Als frankophiler Autor übersetzte er nicht nur französische Werke ins Deutsche, sondern setzte sich in seinen literarischen Werken mit dem westlichen Nachbar auseinander. In der Novelle Das Amulett (1873) beschäftigt sich Meyer mit den Hugenottenkriegen im Frankreich des 16. Jahrhunderts. Ein Berner und ein Fribourger finden sich in den Wirren dieses religiösen Bürgerkriegs in Paris wieder und versuchen diesen zu entfliehen.
Conrad Ferdinand Meyer schuf ein bedeutendes literarisches Werk.
Die falsche Geschichte des Champagnerweines
Zur Zeit Meyers war der Champagner ein vielgetrunkenes Luxusgetränk, das zu gelungenen Feierlichkeiten gehörte. In der folgenden Passage lässt Meyer seine historischen Helden von diesem Getränk kosten: Der Berner und der Fribourger, auf dem Weg nach Paris, sitzen in einem französischen Landgasthaus mit zwei anderen Reisenden zusammen. «Nachdem unter den üblichen Erkundigungen und Reisegesprächen das Mal beendigt und zu einem bescheidenen Nachtisch das perlende Getränk der benachbarten Champagne aufgetragen war, fing die Rede an zusammenhängender zu fliessen.»
Trotz seinen exakten historischen Nachforschungen scheint es, dass Meyer, der mit dem modernen Schaumwein aus der Champagne vertraut war, hier einen Anachronismus beging. Zwar werden seit der römischen Antike Weinreben in der Weinbauregion Champagne angebaut. Doch diese schufen lediglich stille Weissweine. Erst im 17. Jahrhundert entstanden die ersten grösseren Schaumwein-Produktionen aus der Champagne.
Champagner zum Dessert?
Spannend ist auch, dass Champagner in dieser Textpassage als Nachtisch serviert wird. Ist das heute nicht verpönt? Tatsächlich wird der perlende Schaumwein heutzutage eher als Aperitif oder als Begleiter von Hauptspeisen serviert. Denn die Kombination aus Süssem und Champagner ist nicht immer ideal.
Trotzdem können Schaumweine aus der Champagne auch zum Nachtisch angeboten werden. Neben zahlreichen Mousse- und Eiscreme-Desserts mit Champagner, passt ein gutes Champagner-Glas beispielsweise ganz gut zu Sommerfrüchten wie Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Johannisbeeren und trägt zu einem prickelnden Ausklang des Essens bei.
In unserem Zyklus zur Schweizer Literatur veröffentlichen wir Artikel über die Wein-Affinität ausgewählter Schriftsteller aus der Schweiz.