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Vom AOC zum AOP

Die geschützte Herkunftsbezeichnung AOC blickt in Frankreich auf eine fast 100-jährige Geschichte zurück. Sie wurde 1936 durch die INAO geschaffen. Doch das langjährige AOC-Schutzsiegel bekam vor einigen Jahren wegen der zunehmenden Vereinheitlichung des Binnenmarktes der Europäischen Union einen neuen Konkurrenten. Heute heisst die höchste geschützte Herkunftsbezeichnung in Frankreich AOP.

Konsumentenschutz

Woher weiss ich, ob die Flasche Wein, die ich zufällig im Supermarkt entdeckt habe, auch wirklich aus der angegebenen Region stammt und dort produziert wird? Dafür braucht man nur auf die Etikette zu schauen: befindet sich dort eine geschützte Herkunftsbezeichnung wie beispielsweise das AOP-Logo, dann wird der Wahrheitswert der angegebenen Informationen garantiert. 

Die historische Entwicklung der geschützten Herkunftsbezeichnungen startete im 20. Jahrhundert im nationalen Rahmen. Frankreich gehörte zu den Pionieren bei der Schaffung von Gesetzesvorlagen und Institutionen, die nicht nur für Wein die Richtigkeit von Herkunft kontrollieren und gewährleisten.

Logo der INAO, ©NohamINAO

Die Schaffung des AOC

In Frankreich begann der Aufbau eines kontrollierten Schutzsiegels zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zwei Gesetze von 1905 und 1919 versuchten bereits die Herkunft der Weine zu regulieren. Doch erst mit der Gründung des Institut national de l’origine et de la qualité (INAO) 1935 entstand ein staatliches Institut mit Verwaltungs-, Justiz- und Finanzkompetenzen. Ein Jahr später schuf die INAO das Schutzsiegel Appellation d’Origine Contrôlée (AOC). Ab diesem Zeitpunkt regelte die INAO die Vergabe von AOC-Rechte in ganz Frankreich. 

Einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung der INAO und der Schutzbezeichnung AOC spielte der schillernde Baron Le Roy. Als ausgezeichneter Pilot im Ersten Weltkrieg wird er nach dem Kriegsende Winzer in einem prestigeträchtigen Domaine von Châteauneuf-du-Pape im Rhônetal. Er erreicht 1933 ein gerichtliches Urteil zur Schaffung der Appellation des geschichtsträchtigen Châteauneuf-du-Pape und wird zwei Jahre später Mitbegründer der INAO. Von 1947 bis 1967 fungiert er als Präsident des Institutes. 

Die INAO definiert bis heute nicht nur die geographischen Grenzen der klassifizierten Weinregionen und -gebieten, sondern legt auch die Rebsorten, die Ertragsmengen und sogar gewisse Richtlinien für die Weinherstellung fest. Ab der Nachkriegszeit wurde dieses französische Modell von zahlreichen Ländern nachgeahmt, wie die Denominazione d’Origine Protetta (DOP) in Italien oder die Bezeichnung Districtus Austriae Controllatus (DAC) in Österreich. 

Der Baron Pierre Le Roy bei einer Degustation.

Die EU führt das AOP ein

Mit der zunehmenden regulatorischen Standardisierung durch die Europäische Union kam 2009 die EU-Weinmarktordnung. Darin wurden die Schutzklassifikationen innerhalb der gesamten Union vereinheitlicht und die Appellation d’Origine Protégée (AOP) wurde geschaffen. Bis 2014 durften französische Weine die AOC-Bezeichnung parallel zur neuen AOP noch verwenden. Ab 2014 galt dann aber das europäische AOP-Siegel als das höchste in Frankreich. 

Die Ära des AOC-Siegels, das in Frankreich seit der Zwischenkriegszeit als Schutzsiegel diente, ist aber noch nicht zu Ende. Nach wie vor vergibt die INAO neben den neuen AOP-Siegeln die Bezeichnung AOC, die eine Etappe in Richtung AOP markiert oder gewisse Produkte deckt, die von den europäischen Reglementierungen ausgenommen sind.  

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